Mädchen öfter krank als Jungen
Expertenrunde bedauert, dass bei der Vorbeugung gekürzt wird
Von Raimund Schmid

DÜSSELDORF, 26. November. 37 Prozent der männlichen und 61 Prozent der weiblichen Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren sind mit ihrem eigenen Körper und ihrem Gesundheitszustand nicht zufrieden. Die wenigen vorbeugenden Gesundheitsangebote für diese Altersgruppe reichen bei weitem nicht aus, hieß es bei einer von der Techniker Krankenkasse (TK) Nordrhein-Westfalen initiierten Expertenrunde zur Lebenssituation von Kindern bei der medica '96 in Düsseldorf. Wie der Bielefelder Gesundheitswissenschaftler Professor Klaus Hurrelmann bei der weltweit größten Medizinmesse erläuterte, leiden heute 20 Prozent der Jugendlichen an Kopfschmerzen und 15 Prozent an nervösen Störungen. Bei den psychosomatischen Beschwerden zeigten sich zwischen Jungen und Mädchen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren "eklatante Unterschiede."

So gaben 27 Prozent der weiblichen Jugendlichen an, unter Kopfschmerzen zu leiden. Häufig seien bei den Mädchen auch Störungen wie Nervosität (21 Prozent), Schwindelgefühle (17 Prozent) sowie Schlaflosigkeit und Magenbeschwerden (12 Prozent) aufgetreten. Bei den männlichen Jugendlichen fallen diese Angaben im Schnitt um die Hälfte niedriger aus, so die Bielefelder Forscher. Nur 14 Prozent der Jungen klagen über Kopfschmerzen und sieben Prozent über Schwindelgefühle. Auch fühlen sich nur etwa die Hälfte der männlichen Jugendlichen gestresst oder müde, während dies zwei Drittel der Mädchen angäben. Der Ausbau präventiver Gesundheitsprogramme sei angesichts dieser Daten längst überfällig, meinte Günter von Aalst, Leiter der TK-Landesvertretung NRW (...)

Frankfurter Rundschau, 27.11.1996